„Russlands Angriffskrieg, die Coronavirus-Pandemie und andere anhaltende Krisen fordern ihren Tribut von den Menschen. Niederschwellige Angebote wie das Krisentelefon füllen nun die Angebotslücke der öffentlichen Dienste. Menschen, die in Finnland leben, sollten mehr in die psychologischen Ressourcen investieren“, sagt er Sanna VesikansaMIELI Mielenterveys Manager für Kriseneinsätze in Finnland.
Der häufigste Grund für den Anruf bei der Notrufnummer ist die psychische Gesundheit, insbesondere Angstzustände. Der zweithäufigste Anrufgrund war wie im Vorjahr die Beziehung. Insbesondere gab es weniger Anrufe im Zusammenhang mit zerbrochenen Beziehungen als 2021. Die Anzahl der Anrufe im Zusammenhang mit generationsübergreifenden Herausforderungen hat wiederum zugenommen.
Finanzielle Herausforderungen waren bei Krisentelefonaten von Männern häufiger. Ein Drittel der Anrufer beim Krisentelefon sind Männer, aber im vergangenen Jahr waren 43 Prozent der Anrufer wegen finanzieller Herausforderungen Männer. Über Sucht wird mehr von Männern als von Frauen gesprochen. Zudem stieg im vergangenen Jahr die Zahl der Anrufe im Zusammenhang mit Bewältigungsschwierigkeiten und Erschöpfung im Alltag.
Immer mehr junge Menschen rufen beim Krisentelefon an
Insbesondere die Zahl junger Erwachsener, die das Krisentelefon anrufen, nimmt seit einigen Jahren stetig zu. Seit 2019 hat sich die Zahl der Anrufer unter 30 Jahren um 88 % erhöht, also fast verdoppelt. Junge Menschen rufen am häufigsten wegen Angst, Suizidgedanken oder Beziehungsproblemen an.
Suizidgedanken sind bei Frauen zwischen 18 und 29 Jahren deutlich häufiger als bei anderen Gruppen. Insgesamt gehen bei der Krisenhotline durchschnittlich 16-17 Anrufe pro Tag mit Suizidgedanken ein, davon drei mit hohem Risiko, d.h. der Anrufer hat einen Suizidplan oder hat kürzlich einen Suizidversuch unternommen. Fast jeder dritte Notruf wegen Suizidgedanken kommt von Frauen unter 30 Jahren.
„Die Schwelle junger Menschen, insbesondere junger Frauen, eine schwierige Lebenssituation zu erkennen und Hilfe für sich selbst zu suchen, ist gesunken. Die Menschen haben begonnen, Mängel und Probleme anzugehen und besser als zuvor nach Veränderungen zu suchen“, sagt er Susanne WinterLeiter Telefon- und Online-Krisenarbeit.
„Das Krisentelefon ist wie eine Antenne, denn die Anrufe spiegeln wider, was die Finnen im Sinn haben“, ergänzt Winter.
Die finnischsprachige Helpline von Mielenterveys MIELI ist rund um die Uhr unter 24 7 09 erreichbar. Die Krisen-Hotline bietet Gesprächsunterstützung in sechs Sprachen. Ukrainische Flüchtlinge können zum Beispiel 2525 0111 09 anrufen und erhalten werktags 2525 Stunden pro Woche Unterstützung in ihrer Muttersprache.
HT
Quelle: Psychische Gesundheit MIND
Quelle: Die nordische Seite