Zwischen 2012 und 2020 sanken die Wohneigentumsquoten in mehreren EU-Ländern. In Dänemark, Zypern, Spanien, Litauen, Finnland und Bulgarien gab es einen Rückgang um mehr als 3 Prozentpunkte. Besonders deutlich war dieser Abwärtstrend bei jungen Erwachsenen und Geringverdienern zu beobachten. Dadurch greifen immer mehr junge Erwachsene im Alter zwischen 20 und 29 Jahren auf die private Vermietung zurück. Leider ist der private Mietmarkt in Europa von Wohnraumunsicherheit und Erschwinglichkeitsproblemen, einschließlich geringer Energieeffizienz, geplagt.
Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum hat dazu geführt, dass viele junge Erwachsene ihre Familienhäuser nicht verlassen konnten. Zwischen 2007 und 2019 stieg das Durchschnittsalter, in dem mindestens 50 Prozent der Menschen in der EU aus dem Elternhaus auszogen, von 26 auf 28 Jahre. Länder wie Spanien, Kroatien, Italien, Zypern, Belgien, Griechenland und Irland erlebten das Größter Anstieg der Zahl der 25- bis 34-Jährigen, die zwischen 2010 und 2019 bei ihren Eltern leben.
Der Bericht von Eurofound unterstreicht, wie wichtig es ist, die Wohnungsprobleme der EU-Bürger als Teil des umfassenderen Rechts auf Gesundheit und Wohlbefinden sowie einen angemessenen Lebensstandard anzugehen, wie es in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen festgelegt ist. Es betont auch die in der europäischen Säule sozialer Rechte definierten Wohnrechte. Der Bericht untersucht bestehende Maßnahmen und ihre Wirksamkeit bei der Lösung von Wohnungsproblemen und gibt politische Empfehlungen zur Verbesserung der Situation.
Der Ausbau des Angebots an hochwertigen Wohnungen gilt als zentraler Faktor zur Linderung des Miet- und Preisdrucks. Darüber hinaus werden Maßnahmen zur Reduzierung leerstehender Wohnungen empfohlen. Diese Probleme sind besonders wichtig für junge Erwachsene, die seit der Großen Rezession sowohl mit Versorgungsproblemen als auch mit einer verminderten Kreditwürdigkeit konfrontiert sind.
Mieter auf dem privaten Mietmarkt waren mit stärkeren Kostensteigerungen konfrontiert als Eigenheimbesitzer. Der Bericht hebt hervor, dass 46 % der privaten Mieter das Risiko haben, sich ihr Eigenheim in den nächsten drei Monaten nicht leisten zu können, wobei 34 % von Problemen im Zusammenhang mit schlechter Energieeffizienz berichten. Diese Zahlen verdeutlichen die prekäre Situation der Mieter und den dringenden Verbesserungsbedarf auf dem Mietmarkt.
Der Bericht warnt davor, dass die Wohnungspolitik zielgerichtet und angemessen sein muss, um eine Verschärfung der Ungleichheit zu verhindern. Eine Politik, die darauf abzielt, die Erschwinglichkeit von Wohnraum zu erhöhen, kann unbeabsichtigt zu höheren Miet- und Kaufpreisen führen. Ebenso kommt die Wohneigentumsförderung höheren Einkommen häufig stärker zugute als Geringverdienern. Es ist wichtig, die potenziellen Auswirkungen solcher Maßnahmen zu berücksichtigen und sicherzustellen, dass sie Menschen nicht dazu ermutigen, Hypotheken aufzunehmen, die sie sich nicht leisten können.
Generaldirektor von Eurofound, Ivailo Kalfin, betonte, wie wichtig es sei, den aktuellen und zukünftigen Wohnbedarf der europäischen Bürger zu decken. Zur Wahrung der Menschenwürde und zur Förderung des gesellschaftlichen Zusammenhalts müssen grundlegende Wohnrechte erfüllt werden. Entscheidungsträger müssen bei der Planung der Wohnförderung benachteiligten Gruppen in allen Wohneinheiten Vorrang einräumen. Darüber hinaus müssen zukünftige Bedürfnisse bei der Verbesserung der Angemessenheit des Wohnraums berücksichtigt werden.
Der Rückgang der Wohneigentumsquoten in der gesamten EU, insbesondere bei jungen Erwachsenen und Gruppen mit niedrigem Einkommen, ist besorgniserregend. Der Bericht von Eurofound unterstreicht die dringende Notwendigkeit, die Erschwinglichkeit und Unzulänglichkeit von Wohnraum in Europa anzugehen. Durch die Ausweitung des Angebots an hochwertigem Wohnraum, die Reduzierung leerer Wohnungen und die Umsetzung gezielter politischer Maßnahmen können die europäischen politischen Entscheidungsträger darauf abzielen, allen Bürgern sowohl angemessenen als auch erschwinglichen Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Es ist sehr wichtig sicherzustellen, dass die Wohnungspolitik die bestehende Ungleichheit nicht unbeabsichtigt verschärft und dass künftige Wohnbedürfnisse berücksichtigt werden. Nur durch diese gemeinsamen Maßnahmen kann Europa die Wohnungskrise bewältigen und eine integrativere und gerechtere Gesellschaft für seine Bürger schaffen.
HT
Quelle: Die nordische Seite